1253. Im Juni.

König Bela von Ungarn, im Kampfe mit dem böhmischen Kronprinzen Ottokar um den Besitz Oesterreichs, und durch den Papst aufgereizt, bestimmt seinen Schwiegersohn Herzog Boleslaw von Krakau und den erst kurz vorher (Roepell I. 522) durch den Legaten Opizo zum Könige gekrönten Fürsten Daniel v. Halicz zur Theilnahme am Kriege. Als nun das vereinigte Heer der Letzteren auf Kosel zu rückte, um dort die Oder zu überschreiten, vereinigte sich an der Psinna (Zinna) auch Wladislaw von Oppeln mit ihnen. Man zog gegen Troppau, das Land ward verwüstet, die Burg selbst aber von dem böhmischen Befehlshaber Andreas, einem Ahnen des grossen Geschlechtes der Kraware tapfer und siegreich vertheidigt und widerstand auch einem zweiten Sturme, welchen die Verbündeten durch die Schaaren Leos, des Sohnes von Daniel verstärkt unternahmen. Auf der Seite der Böhmen zeichnete sich dabei Benesch, der Träger der Fahne, aus. Von da rücken die Verbündeten die Oppa aufwärts, wenden sich aber bald nach N., und Daniel zwingt die Burg Nasile (Nassidel) zur Uebergabe, wo viele polnische und russische Gefangene befreit werden. Weiter gezogen macht Daniel in einem Dorfe Halt und wendet sich auf die Nachricht, der feindliche Anführer Benesch habe sich nach Leobschütz geworfen, gegen diese Burg jedoch ohne Erfolg (angeblich weil Herzog Wladislaw die Dörfer umher so vollständig niedergebrannt habe, dass man die Holzstösse, welche man um die hölzerne Burg habe aufschichten und anzünden wollen, nicht zusammenbringen konnte). Während man hier noch überlegt, ob man sich von hier aus gegen Hotzenplotz oder gegen (Fullstein) die Burg des (Truchsessen des Bischofs von Olmütz, vgl. o. No. 772) Herbord wenden solle, bietet dieser seine Unterwerfung an, worauf die Verbündeten über die Oder durch Herzog Wladislaws Land zurückziehn. So der einzige ausführliche Bericht über diesen Feldzug aus der Hypatius-Chronik im zweiten Bande der polnoje sobranyi letopisej Russkich S. 189 und 190, dessen wesentlichen Inhalt Weltzel, Gesch. von Ratibor 31 ff. und ebenso in seiner Gesch. von Kosel S. 29 ff, auf Grund einer Mittheilung Mosbachs angiebt. Der Bericht ist, wie schon Kleiber (Gesch. von Leobschütz, Programm von 1864) S. 13 mit Recht geltend macht, schwerlich in allen Einzelheiten glaubhaft, und ob z. B. wirklich die nahezu verrätherische Haltung und die blinde Zerstörungswuth Herzog Wladislaws von Oppeln weitere Erfolge der Verbündeten verhindert hat, dürfte sehr fraglich sein, doch werden uns die Thatsachen im Grossen und Ganzen auch noch durch andre Quellen verbürgt. Die Verwüstung des Troppauer Landes durch die 3 verbündeten Fürsten berichten auch die Krakauer Annalen p. 600 und cont. Boguph. II. 67. Eine zweite russische Quelle, welche Palacky (Mongoleneinfall 401) citirt, sagt, die Polen und Russen seien durch Benesch von Beneschau in Troppau aufgehalten worden. Die letztere giebt auch das Jahr 1254, doch ist das Jahr 1253 durch polnische und deutsche Quellen hinreichend gestützt, und für den Monat Juni spricht die durch die Ann. Prag (M. Germ. XI. 174) verbürgte Angabe über das durch die Ungarn und Kumanen, (deren Einfall in Mähren doch gleichzeitig mit dem russisch-polnischen ins Troppauische erfolgte), am 25. Juni vor Olmütz angerichtete Blutbad, in welche dann, wie zuerst Palacky (Mongoleneinfall 401) und dann noch eingehender Schwammel (über die angebliche Mongolenniederlage bei Olmütz) nachgewiesen haben, der Keim zu der späteren Fabel von der grossen Mongolenniederlage bei Olmütz vom Jahre 1241 zu suchen ist. Des Antheiles Herzog Wladislaws an diesen Kriegszügen gedenkt noch die unten angeführte Urkunde vom 6. November 1255 und auch König Ottokar bespricht in einem Briefe an den Krakauer Bischof Prandota vom 20. Juli resp. 4. Oktober 1255 (Gladyszewicz ¿ywot Prandoty 799) die Freilassung der in jenem Kriege gemachten Gefangenen. Der neueste Biograph Ottokars, Lorenz, ist auf die Einzelheiten der hier erwähnten Kämpfe gar nicht eingegangen.

Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1875; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 2: Bis zum Jahre 1280. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.